Die Frage nach dem Plural für diesen geheimnisvollen Begriff leuchtet ein. Atlantis erscheint dem Leser im Internet immer irgendwo.
Atlantis nervt. Warum? Weil kein Mensch diese Insel bisher entdeckt hat.
Wie oft gibt es dieses ominöse Atlantis denn nun?
Heute fassen wir uns ein Herz. Heute schlagen wir nach, wo Atlantis und seine Brüder– und Schwesterinseln verortet werden.
Und dann klappen wir die Akte Atlantis zu bis die Tagesschau von einem neu entdeckten Ort eine Live Reportage mit
Aufnahmen von einer Drohnenkamera sendet.
Bildquelle: havefun/ https://www.frage-antwort-storytelling.de/storytelling/atlantis-pluralbildung/
Atlantis kann kaum im Atlantik liegen. Dies ist jedem neugierigen jungen Leser schon beim ersten Blick auf den Schulatlas klar. Weit und breit ist kein bedeutendes Eiland im Atlantik zu sehen. Ein paar Inselchen lugen heraus. Die Azoren, die Kanaren und Tristan da Cunha bieten sich an. Natürlich sind auch andere Leser auf die Idee gekommen und haben dort nachgeschaut.
Vielleicht ist der versunkene Kontinent bei einem Seebeben ganz weit nach links gerutscht. Hoffnung keimt. Die Bikini Inseln sollen im flachen Wasser einige Pyramidenreste ihr eigen nennen. Das wäre doch etwas. Atlantis in der Karibik, gleich neben den Pyramiden der Maya und oder der Azteken. Daraus ließen sich bei einer Entdeckung zahllose Fortsetzungen von Indiana Jones machen. Mal gucken, was später die Fachleute zu dieser Lage sagen.
Und und und – also los. Wo ist die Liste mit den vermuteten Atlantis Lokationen?
96 Millionen Sucheinträge wies Google am Tag der Erhebung auf. Viele Internet User sollen kaum über die erste Seite der Einträge hinauskommen.. Was steht auf Seite Eins?
Wikipedia. Freibäder mit diesem Namen. Berichte aus dem Fernsehen.
Das Lexikon bietet sich an. Atlantis ist ein Mythos (*). Und ein Mythos ist eine Art erfundene Geschichte. Okay, sagt sich der Leser. Ich befinde mich im Reich der Sagen und Märchen. Alles, was
er jetzt noch zu diesem Thema liest, kann ich auch der Frau Holle oder dem Herrn Herkules andichten.
Die Versuche, die märchenhafte Insel zu finden, rangieren unter dem terminus technicus: Lokalisierungsversuche (*). Wir geben dem Quest also einen wissenschaftlichen Anstrich.
Bevor der Leser auf den Verweis für die Lokalisierungsversuche klickt, fällt ihm vielleicht ein Hinweis zum „Zweck des Mythos Atlantis“ auf. Neugierig, wie man ist, schaut man jetzt dort nach. Und – worum ging es den alten Geschichtenerzählern? Um den gerechten Stadtstaat (polis) im Himmel (*). Jetzt kann man eigentlich die Augen nach oben klappen. Atlantis war eine gedankliche Blaupause für eine politische Diskussion.
Lohnt sich noch die Suche mit U-Boot, Weltraum-Satellit oder Wünschelrute nach der untergegangenen Stadt? Ein letztes Mal. Hier ist die Liste (*).
In der Ägäis explodierte in grauer Vorzeit ein Vulkan namens Thera und sprengte das minoische Reich in die Luft. Ein Blick auf die Landkarte zeigt in diesem Teil des Mittelmeeres tatsächlich weit
verstreute Inseln.
In diesem Zusammenhang wird die Inselgruppe Santorin erwähnt. Ein Vulkanausbruch hatte diese Inselkette einst geformt.
Ist die minoische Atlantis-These noch aktuell? Die Gelehrten sind offenbar uneins (*).
Auch das Schwarze Meer bzw. der Kaukasus werden als mögliche Standorte erwähnt. Diese Annahme zieht im Netz scheinbar nicht so große Kreise. An anderer Stelle liest der interessierte Laie von
Sprachforschern, die die Entwicklung europäischer Sprachen in die Region verlegen. Dort soll also eine sehr alte Hochkultur existiert haben, die die europäische Kultur mitgeprägt hatte.
Russische Wissenschaftler stellen Videos von riesigen Mauern und von Megalithen ins Netz, die sich in diesem Bereich der Erde befinden. Der Youtube Nutzer kann nur staunen, was es alles gibt.
Gigantische Mauern kennt man eher aus Südamerika. Die Geschichte vom Schwarzen Meer hinterlässt ein großes Staunen und weitere offen Fragen zur Standortbestimmung von Atlantis.
Im Mittelmeer tummeln sich weitere Vertreter von Atlantis Theorien bezüglich Malta, Spanien, Marokko und anderen Orten (*). Malta liest sich interessant wegen der dortigen cart ruts. Das wäre doch eine Story. Ein antiker Highway auf Malta führt schnurstracks in den Hafen von Untersee-Atlantis.
Den Menschen in Nordeuropa ist in alter Zeit auch übel mitgespielt worden. Man liest von einem gigantischen Landrutsch in Norwegen, der weite Teile eines ehemaligen Festlandgebietes rund um die britischen Inseln überflutet haben soll. Hyperborea hat vielleicht wirklich einmal bestanden. Falls sich dort ebenfalls der Ableger einer Superzivilisation etabliert hatte, dann ist der gedankliche Weg zu einem Atlantis nicht mehr weit.
Die Unterseewelt bei den Bahamas wird in dem verwendeten Artikel kurz abgehandelt (*). Kein Atlantis whatsoever. Zeigen die Satellitenversion von Google Maps denn wenigstens ein paar rechteckige Spuren unterhalb der Wasseroberfläche?
Das hört sich gut an. Die Hauptstadt des Aztekenreiches hieß Tenochtitlan. Die Stadt war offenbar kreisförmig auf einer Insel angelegt (*). Das passt wieder zu den Beschreibungen des Philosophen Platon. Kreisförmige Stadt hier, kreisförmige Stadt da – was nicht passt wird passend gemacht.
Atlantis wurde also gefunden. Die Reste von Tenochtitlan liegen auf dem Stadtgebiet des heutigen Mexiko-Stadt und können dort besichtigt werde.
Die Azoren und der untergegangene Kontinent Mu gehen ebenso leer aus wie die Antarktis. Damit ist die Sache endlich einmal vom Tisch.
(*) Textquellen: Wikipedia/ Atlantis, /Lokalisierungshypothesen
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