Warum ist das Heidelberger Schloss eine romantische Ruine?

Stadt, Land, Fluss und schöne Aussicht. Heidelberg und das romantische Schloss. Amerikanische und japanische Touristen machen an dieser Sehenswürdigkeit immer einen Stopover. Leider sehen sie weitgehend eine Ruine. Braucht die Romantik einen morbiden Charme?

Updates

 

Oktober 2018. Eine Heidelberger Nougat Spezialität

Oktober 2018. Die Ästhetik der Heidelberger Brücke.

Die Texte zu den Updates finden Sie am Ende des Artikels.



Schönes Deutschland.

Deutschland ist schön, darin sind sich die Besucher aus vielen Ländern einig. Viele Millionen Touristen besichtigen jedes Jahr die Sehenswürdigkeiten. Im September findet in München das Oktoberfest statt. In Nürnberg gibt es zu Weinachten den Christkindlmarkt. Und Heidelberg hat ganzjährig geöffnet.
Ein Wahrzeichen wie das Heidelberger Schloss kann eine Stadt nahezu unsterblich machen. Lesen Sie fünf Minuten über Romantik, über schöne Architektur und über den Grund, warum so viele Besucher ihr Herz in Heidelberg verloren haben.

Warum ist das Schloss zerstört?

Der Krieg ist oft über Heidelberg und die Pfalz hinweg gezogen. Manchen Menschen der Gegenwart ist es möglicherweise nicht ganz bewusst, dass wir einmal einen Krieg geführt haben, der ganze dreißig Jahre gedauert hatte. Damals ist nach Schätzungen ein Drittel der deutschen Bevölkerung umgekommen.
Von 1618 bis 1648 hat diese Gewalt in Deutschland gewütet. Das Heidelberger Schloss wurde schwer zerstört, und wieder aufgebaut. Um das Jahr 1700 verwüsteten Truppen des französischen Sonnenkönigs die Gebäude ein weiteres Mal. Nachfolgende Herrscher verlegten ihre Wohnsitze in andere Städte.
Eine Renovierung des Schlosses unterblieb (*).

In der Folgezeit hatten die Einwohner von Heidelberg Steine, Holz und Eisenstücke aus dem Gebäude herausgebrochen und zum Bau ihrer Bürgerhäuser verwendet. Für etwa 300 Jahre verfiel das Gebäude zu einer Ruine.

Die Auferstehung eines Kulturgutes

Der englische Maler William Turner und der amerikanische Schriftsteller Mark Twain hatten um das Jahr 1850 gefallen an der malerischen Kulisse gefunden. Was empfanden sie als „schön“?

  • Die Lage auf einer Anhöhe.
  • Die Einbettung in grüne Wälder.
  • Das anmutig, terrassenförmig geschwungene Terrain.
  • Den Blick hinab ins Tal.
  • Das Erlebnis des Wechsels von Dämmerung und Sonnenaufgang. an diesem Ort.

Der romantische Heidelberg-Mythos war geboren.

Empfindungen bestimmen unser Leben mit

Was ist Romantik? Eine Zeitströmung. Die Kunst, Literatur und Malerei vereinen und verklären Darstellungen und damit verbundene Empfindungen, mitunter in einem übersteigerten Maß. Man wendet sich ab von den griechischen und römischen Vorbildern. Die Vorbilder der Antike werden ersetzt durch Impressionen der näheren Umgebung, der Heimat. Dies passt zur Revitalisierung des Heidelberger Schlosses. 

Neuroästhetik. Die Betrachtung von Bildern, Landschaften und Gebäuden erwecken bestimmte Reaktionen im Nervensystem des Menschen (*). Ideen entstehen, der Mensch wird kreativ. Gefühle kommen auf, positive und negative, je nach Gemütslage des Betrachters und nach Beschaffenheit des Objektes.
Romantische Gefühle und Empfindungen können  auch als Sehnsucht begriffen werden. 

Good old times . Diese Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“ wird nicht nur positiv gesehen. Unter dem Begriff Sehnsucht versteht die Wissenschaft ein schmerzliches Verlangen, das krankhafte Züge annehmen kann (*). Der Mensch seht sich nach etwas, das er verloren hat, und das sich jetzt anderswo befindet, an einem unerreichbaren Ort.
Andere Ansichten verstehen dieses Gefühl als eine Kraftquelle, die die Vergangenheit mir der Gegenwart vereinen lässt. Der Mensch schöpft also neue Energie aus den Empfindungen beim Anblick vergangener Herrlichkeit.

Ein Gitarrenspieler singt von seinem Herz, das er in Heidelberg verloren hat.
Ein Gitarrenspieler besingt das romantische Heidelberg

Ausblick

Manche Kritiker aus dem Lager der Architekturfreunde sollen beklagen, dass seit 1918 in Deutschland keine wirklich schönen, harmonischen Gebäude mehr erstellt wurden. Ob es sich um Gebäude der Bäderkultur, Gartenbau-Architektur oder auch um profane Wohnkomplexe handelt – die Architektur der Vergangenheit hat das Auge der Zeitgenossen offensichtlich mehr erfreut als die kühle und funktionale Ästhetik der Gegenwart.
Wikipedia selbst bezeichnet das Schloss als „eine der berühmtesten Ruinen Deutschlands“ (Zitat *).

Was soll der Mensch mit dem Schloss und mit anderen ähnlichen Kleinoden der Vergangenheit anfangen? Restaurieren? Als romantische Ruine akzeptieren? Oder neue, formschöne Gebäude errichten, die die nächsten Generationen faszinieren können?
Dies ist eine interessante Frage. Schnell noch einmal hinfahren und selbst gucken …


 (*) Textquellen:

Wikipedia/ Heidelberger Schloss, /Romantik

Update > siehe weiter unten >>

Ähnliche Texte auf dieser Webseite:

siehe weiter unten >>

Anzeige



Update Oktober 2018. Die Ästhetik der Heidelberger Brücke

Alle reden vom Heidelberger Schloss. Welche Geschichte gibt es zu dieser Brücke, die man auf vielen Postkarten sieht?
Sie wird die „Alte Brücke“ genannt (*). Ihr amtlicher Name lautete allerdings „Theodor-Heuss-Brücke“ nach einem früheren Bundespräsidenten. Die Brücke überspannt den Neckar. Sie verbindet die weltbekannte Heidelberger Altstadt mit einem gegenüberliegenden Stadtteil.
Die Brücke wurde um das Jahr 1800 in einem barocken Stil erbaut. Auf zwei Brückenpfeilern sind Bildnisse eines Fürsten und der römischen Göttin Minerva aufgestellt. Wer war Minerva? Sie beschützt die Handwerker und die Kaufleute.

Dieses Foto zeigt die Statue der Minerva mit Eule auf der „Alten Brücke“ in Heidelberg.
Die Minerva mit der Eule - bei Fuß. >>

Die Brücke wirkt auf viele Betrachter harmonisch. Das kann auch am Sandstein als Baustoff liegen. Der Sandstein vermittelt eine angenehme Erdfarbe. Zudem passt das Bauwerk in das gesamte Panorama aus Stadt, Bäumen und Wasser. Somit bietet die „Alte Brücke“ ein harmonisches Gesamtbild.

(*) Textquelle: Wikipedia/ Alte Brücke Heidelberg 


Update Oktober 2018. Eine Heidelberger Nougat Spezialität

Wanderer, kommst du nach Heidelberg, dann vergiss nicht eine Gebäckspezialität zu probieren – den „Heidelberger Pflasterstein“. Und so schaut er aus >>



ähnliche Texte auf dieser Webseite