Wenn es hoch kommt, dann wird ein Mensch hundert Jahre alt. Eines Tages ist es dann soweit.
Wie geht unsere Kultur mit dem Tod um? Ein Mensch schaut sich auf einem Friedhof um.
Update November 2018. Das Mausoleum und andere Grabstätten.
Den Text zum Update finden Sie am Ende des Artikels.
Bildquelle: havefun/ https://www.frage-antwort-storytelling.de/a-z/friedhof-kultur/
In den letzten Wochen liest man wieder über Nahtod-Erfahrungen in der Presse. Klinisch tote Patienten, die
wiederbelebt wurden, berichten von Lichtern, Stimmen und außerkörperlichen Erlebnissen.
Manche Menschen scheinen das Ende ohnehin gelassen zu nehmen. Woher nehmen sie die Gelassenheit? Gibt es einen neuen Anfang? Kommen wir wieder?
Unsere Friedhofskultur lässt, mit etwas Einfühlungsvermögen, sehr viele Interpretationsmöglichkeiten zu. Aus
Ritualen, Inschriften und Figuren kann ein nachdenklicher Betrachter manche Rückschlüsse ziehen über unsere Vorstellung vom Tod – und danach.
Termine, eine Pause, schönes Wetter und nebenan ein Friedhof mit schönen Bäumen – eine kleine Pause zur Besinnung.
Ein Mensch ist einmal über einen Friedhof gegangen und hat sich Gedanken gemacht über unsere Kultur des Sterbens.
Friedhofseingänge sind oft sehr großzügig angelegt - einladend, sozusagen.
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Man sieht hier viel grün, Bäume – hier sogar eine Trauer-Weide – und offene Flächen. Grün ist die Farbe des Lebens, fruchtig. Soviel grün überrascht eine nachdenklichen Besucher. Es geht immer weiter.
Wir sind es in Deutschland gewohnt, dass unsere Vorfahren ein eigenes Grab, oder ein Familiengrab, bekommen. Also ein Stück Erde, das eingefasst ist, mit einem Grabstein und Trittsteinen zum Begießen oder für Blumenständer.
Daher überrascht ein Feld mit Grabplatten wie auf diesem Bild.
Warum haben diese Toten kein eigenes Bett?
War es das Geld, oder ist nicht ausreichend Platz für Einzelgräber zur Verfügung?
Grabfelder sieht man häufiger bei Kriegsgräbern oder in gesonderten Bereichen für Pfarrer und Ordensschwestern. Warum also haben diese Toten keine Einzelgräber?
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Die Ausprägungen aller Lebensäußerungen einer Gemeinschaft. So verstehen wir diesen Begriff. Ausprägungen
sind also Musik, Malerei, Wirtschaft, soziales Zusammenleben usw. – tausend Facetten, die unser Leben ausmachen.
Welche Facette bringt Priester, Schwestern und Gefallene ins Grabfeld statt ins Einzelgrab? Man kann ratlos davor stehen.
Stelen setzen noch eins drauf. Hier werden also schlichtweg die Namen der Verstorbenen auf Säulen aufgelistet. Dies ist sicherlich eine platzsparende Vorgehensweise.
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Auf herkömmlichen Grabreihen überrascht die Vielfalt der verwendeten Grabsteine.
Auf diesem Feld sieht der Besucher eine ganze Reihe von Steinen, deren Oberseite eine geschwungene Form aufweist, wie der Teil einer Sinuskurve im Mathematik-Unterricht.
Schwung, Leichtigkeit, Aufstieg, Auf und Ab – dem Betrachter kann eine Reihe von symbolhaften Vergleichen einfallen.
Im traditionell gestalteten Bereich des Friedhofes entdeckt der Betrachter, mit großer Freude, liebevoll gestaltete Grabsteine.
Engel und engelhafte Gestalten aus Stein sind in unserer Kultur beliebte Motive.
Hier sehen wir einen Engel, der sich tröstend oder erinnernd an den Grabstein lehnt. Seit einigen Jahren scheint es auch beliebt zu sein, ein letztes Foto de/r Verstorbenen in den Grabstein
einzulassen.
Was ist ein Engel? Ein Himmelsbote. Und welche Botschaft bringt er, in diesem Fall dem Verstorbenen? In
diesem Punkt wurden wir noch nicht fündig.
Engel und unsere Kultur? Eine schwierige Frage. Der Besucher muss im Moment passen.
Dieses Ornament ist dem Besucher besonders aufgefallen.
Es zeigt die Jungfrau Maria als Beschützerin der Grabstätte.
Der Erbauer des Standbildes hat dieses mit einem voll ummantelten Schutzdach umgeben lassen. Ein Mensch mit diesem Bewusstsein muss ein sehr nobler Zeitgenosse gewesen sein. Die Beschützerin wird ihrerseits vor Wind und Regen beschützt. Dies kann dem Betrachter vorkommen wie Geben und Nehmen in Reinkultur. Kultur auf höchstem spirituellem Niveau.
Der Betrachter hat sich gewundert, dass die Hl. Mutter als Beschützerin ausgewählt wurde. In der
christlichen Hierarchie stehen doch Gott Vater, Gottes Sohn und der Heilige Geist an den ersten Stellen. Warum beschützt z.B. nicht eine Gottvater Figur das Grab?
Der Besucher weiß es nicht und er hat im Religionsunterricht damals nicht danach gefragt. Wahrscheinlich ist ihm diese Frage auch nicht eingefallen.
Bildquelle: havefun/ https://www.frage-antwort-storytelling.de/a-z/friedhof-kultur/
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Dieser Stein mit der Weinranke ist schon sehr auffällig. Ein Toter braucht keinen Wein mehr, auch symbolisch nicht, so könnte man denken.
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In diesem Zusammenhang fallen dem Besucher die Bilder aus den ägyptischen Pyramiden ein. Darauf werden Himmelbarken gezeigt, die den Verstorbenen in die jenseitige Welt überführen. Die Barken sind sehr oft angefüllt mit zahlreichen Grabbeigaben, unter anderem auch mit Weinkrügen und verschiedenen Lebensmitteln.
Zurück zur westlichen Kultur. Pflegen wir mit dem Symbol auf diesem Grabstein eine Art intrakulturellem Glauben an ein Weiterleben im Jenseits? Fast möchte man dies bejahen.
Die beiden Buchstaben. Alpha und Omega, verstärken den Eindruck an eine Wiedergeburt, ein Stück weit. Vom Anfang bis zum Ende, und dann gibt es wieder einen Anfang? In dieser Form hat man die Bedeutung der beiden Buchstaben in Erinnerung.
Der Durchschnittsbürger ist oft nicht mehr ganz so bibelfest wie er sich bei diesem Besuch wünschen würde.
Das Foto von den Grablichtern weist auf den Begriff vom ewigen Licht hin.
Licht – Erleuchtung. Ein erleuchteter Mensch versteht alle Dinge, die geschehen. Drücken die Grablampen den Wunsch aus, mehr oder alles eines Tages zu verstehen?
Und wenn es mit der Erleuchtung in diesem Leben nicht geklappt hat, erhalten wir eine neue Chance?
Wer weiß, jedenfalls können die Grablampen einen Betrachter auf solch seltsamen Gedanken bringen.
Dieser Kreuzstein ist dem Besucher aufgefallen, weil er so selten ist. Ältere Grabmäler sind öfter als Kreuz geformt, Soldatengräber ebenfalls. Neuere Ausführungen zeigen dann eher diese geschwungene Oberkante, die wir vorher beschrieben haben. Die Bedeutung des Formenwandels geht nicht spontan auf.
Dann schaut er sich dieses PX Zeichen an. Bedeutet es „pax“, also Frieden? Er muss später zuhause nachsehen.
Das Zeichen nennt sich Christus-Monogramm. Es hat einen Hintergrund in der griechischen Schreibweise des Namens Christus.
Warum verwenden wir diese Schreibform heute noch?
Aber das Zeichen bedeutet tatsächlich „Frieden“. Es drückt aus, dass die christliche Religion auf den Frieden ausgerichtet ist.
Der Besucher hat auf seinem Streifzug nur zwei Grabsteine mit runder Form gesehen. Dies ist einer davon.
Rund bedeutet Wiederkehr. Im indischen Kulturkreis gibt es als Symbolfigur das Rad des Lebens als Zeichen der Wiedergeburt. Der Mensch hat also mehrere Chancen zur Vervollkommnung. In unserer Kultur überwiegen geschwungene Linien, Engel und Kreuze. Wir haben eine andere Sichtweise.
Möglicherweise haben wir eine andere Vorstellung vom Leben danach bzw. vom Ende.
Friedhöfe zeichnen sich durch zahlreiche Bänke aus, die zum Verweilen einladen. Dort kann der Besucher sich dann hinsetzen und nachdenken – über das Leben, den Tod und die damit verbundene Kultur. Und dann geht es wieder weiter mit dem Leben.
Update s. unten >>
Bildquelle: havefun/ https://www.frage-antwort-storytelling.de/a-z/friedhof-kultur/
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Der Grabstein dient in erster Linie der Erinnerung an den Verstorbenen. Es werden sowohl der einfache Grabstein des Durchschnittsbürgers als auch das Mausoleum eines bekannten Verstorbenen als Grabstätte bezeichnet (*).
Beim Weiterlesen erfährt der überraschte Leser, dass es dazu Grabhügel, Grabkammern und weitere Varianten gibt. Da die Beschäftigung mit dem Tod in unserem Kulturkreis eher verhalten geschieht, sind diese Bezeichnungen recht selten in der Alltagssprache vorzufinden.
Das Mausoleum von Halikarnassos ist manchem Leser noch als ein Weltwunder der Antike aus dem Schulunterricht
bekannt. Die Engelsburg in Rom diente früher ebenfalls als Grabstätte berühmter Herrscher.
Die Dolmen und Menhire aus der Frühzeit der Europäer werden auch der Kategorie „Grabstätte“ zugeordnet. Und dieser Lochstein aus Thüringen könnte ebenfalls einem ähnlichen Zweck gedient
haben.
Das memento mori als Erinnerung an die eigene Vergänglichkeit hat Menschen seit Jahrtausenden beschäftigt.
(*) Textquelle: Wikipedia/ Grabmal
Bildquelle: havefun/ https://www.frage-antwort-storytelling.de/a-z/friedhof-kultur/