Disruptive Technologien.

Wandel kann auch schockieren.


Haben Sie noch Videobänder im Haus? Schauen Sie noch in die Röhre? Fahren Sie mit der Pferdekutsche zur Arbeit?

Viele Dinge ändern sich zwar nicht allzu schnell – aber dann umso gründlicher.

Pferde ziehen einen windschnittigen Eisenbahnwagon. Disruptive Technologien im Widerstreit der Meinungen.
Altes bewahren und Neues gestalten


Die Zeiten ändern sich - ständig

„Leute, die Zeiten werden schwierig“, so hört man es landauf, landab.
Gemeint ist das Thema „Neues Wissen“. Ständig kommen neue Ausdrücke auf uns zu. Wer den Ansturm des digitalen Orkans passiv an sich vorbeigehen lässt, der kann unter Umständen nach wenigen Jahren bei einigen Themen nicht mehr mitreden. Also muss man gekonnt „mit dem Wind segeln“.
Was also bedeutet der Begriff „disruptive Technologie“? Erst einmal einen Zungenbrecher. Der Begriff kann sich für manchen auch unangenehm oder fremdartig anhören. Es ist ein hartes Wort, es erinnert an den Ausdruck abrupt. Es geht um tiefe Veränderungen.
Und der Eindruck des Lesers trifft zu, denn manche Neuerungen führen für die Vorgängerprodukte zu einem harten Fall.

Kutschen, Dampfloks und VHS-Videoband sowie Setzkasten, Zeichenbrett und Röhrenmonitore sind weitgehend aus unserem Leben verschwunden. Man möchte sich ein bisschen mit der Fernbedienung in seiner digitalen Komfortzone zurücklehnen. Damit wird es wohl nichts. Schon stehen wieder neue Entwicklungen vor der Tür. Home, smart home. Das kann aber auch interessant sein und Spaß machen.

 

Genießen Sie für fünf Leseminuten den Schauder einer schönen, neuen Technologie-Welt. Hier geht es zum Text >>

Unverhofft kommt nicht so oft

Die großen Umwälzungen ereignen sich schleichend. Die ersten Autos tüten anno 1900 noch in einem Pulk von Pferdewagen ihren Weg durch Berlin frei. Heute ziehen die Rösser gerade noch einmal die Bierfässer zu Oktoberfest. Die großen Veränderungen sind also auch direkt endgültig konsequent - Pferde weg.

Ein solcher Wandel ereignet sich nicht unbedingt „Knall auf Fall“, aber im Endeffekt wirkt er wie ein endgültiger Bruch. Ruptare kommt aus dem Lateinischen und bedeutet:  brechen.

Eine disruptive Technologie bricht mit den Verfahren und den Produkten der Vorgänger-Periode.

Dieses Bild zeigt Exponate der Schwerindustrie auf einem Gelände nahe beim Centro in Oberhausen.
Eisen bricht ...

Das ist alles längst vorbei …

… was so schön war.
Die Einwirkung einer disruptiven Technologie hat nichts mit Nostalgie zu tun. Die melancholische  Erinnerung spielt sich auf der Gefühlebene ab. Musik, Filme und  Modestile wirken emotional.

Technologie ist reiner Materialismus. Es geht um die Anwendung von Produkten und Verfahren. Wir schaffen oder erfinden Technologie in neuen Kombinationen. Sie sollen den Alltag zu verbessern, und sie sollen Umsatz und Gewinn bringen. Kein Mensch will heute noch in der Höhle leben. Baustatik und Dämmstoffe enthalten eine Menge Technologie, die über einige tausend Jahre weiterentwickelt wurden.

Andere Bereiche unseres Lebens wurden in nicht ganz fünfzig Jahren regelrecht auf den Kopf gestellt.

The times … They Are A Changin. Beispiele.

Tonbänder. Digitale Speichermedien haben dem Tonband den Rang abgelaufen. Indizierter Zugriff, Speicherkapazität und das Preis-Leistungsverhältnis haben die Käufer zum Wechsel überzeugt.

 

Das Auto. Etwa bis zum Jahr 1900 beherrschten Pferdekutschen das Straßenbild der großen Städte. Mit der Einführung des Verbrennungsmotors und mit der kostengünstigen Fließbandproduktion wurden die Pferdedroschken bald obsolet.

 

Dampfloks. Dieselloks und E-Loks haben „das Dampfross“ in den 1950er Jahren weitgehend ersetzt. Dampfloks verkehren heute vorwiegend im Freizeitbereich als nostalgische Attraktionen.

 

Schallplatten. Die CD und das iPod machten dem Plattenspieler weitgehend den Garaus. Mit diesem Trend ging auch das Zeitalter Jukeboxen zu Ende.Heute feiern Vinylfreunde eine Renaissance, allerdings im Nostalgie-Bereich.

 

Setzkasten und Zeichenbrett. Vor allem mit der Einführung des Personal Computers in den 1980er Jahren wurden handwerkliche Setzarbeiten durch das Desktop Publishing verdrängt und technische Konstruktionen weitgehend auf die digitale Basis verlagert.

 

Telegrafie. die Erfindung der Telegrafie hatte den Pony-Express Kurierdienst nach nur einem Jahr Betriebsdauer obsolet gemacht..

 

Die Zukunft? Smarte Roboter und das Konzept Industrie 4.0 stellen die Arbeitswelt vor neue Herausforderungen.

Eisenzeit und Bronzezeit

Ganze Epochen können disruptiv wirken. So haben die Errungenschaften der Eisenzeit die Produkte der Bronzezeit schnell verdrängt. Mit einer Spitzhacke aus Eisen lässt sich das Gestein im Bergwerk weitaus produktiver bearbeiten als mit einem Bronzewerkzeug. Und mit einem Eisenschwer kann der Krieger Schwert und Schild des Bronzekämpfers leicht in Stücke schlagen.
Am Beispiel der Hallstattkultur (*) beweisen Historiker die Ausbildung neuer Gesellschaftsstrukturen und veränderter Handelsbeziehungen.

Textquellen: Wikipedia/ Hallstattzeit

Filmische Umsetzung eines Wandels

Eine beeindruckende filmische Umsetzung der Auswirkungen von disruptiven Technologien bietet das Drama „Der elektrische Reiter“ mit Robert Redford aus dem Jahr 1979 (*).
Darin wird die vergangene Cowboy-Romantik mit der modernen Konsumgesellschaft konfrontiert.

(*) Textquelle:

Wikipedia/ Der elektrische Reiter

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Disruptive Musikströmungen

Was ist das Gegenteil von disruptiv? Traditionell. In der Musik werden „alte Weisen“ als traditionelle empfunden. Unter diesem Gesichtspunkt kann die Einführung der Elektrogitarre durch Bob Dylan in die Folkmusik als disruptives Element bezeichnet werden.

Der Siegeszug der Glühlampe

Ein französischer Erfinder hatte um das Jahr 1800 zum ersten Mal zwei Drähte zur Weißglut gebracht. Schotten, Waliser und Amerikaner tüftelten in den folgenden Jahrzehnten mit unterschiedlichen Methoden und Bauteilen am Prinzip dieser künstlichen Lichtquelle (*).

Thomas Alva Edison gelang im Jahr 1880 der Durchbruch. Bald ging die Glühlampe in Serienfertigung. Damit verschwanden die Öllampen und die Petroleumlampen aus den Haushalten der westlichen Welt. Es „erwischte“ auch die Gaslampen, die bis dahin die Straßen der Großstädte bei Nacht erleuchtet hatten. 

(*) Textquelle:

Wikipedia/ Glühlampe


Das Kinosterben

Die flächendeckende Verfügbarkeit des Fernsehempfanges in der eigenen Wohnung hatte in den 1950er Jahren ein „Kinosterben“ zur Folge.

Worin bestand der wesentliche Unterschied in den Medien? Der Verbraucher hatte unmittelbaren Zugang zu Unterhaltungssendungen.

Allerdings fehlte ihm dadurch der abendliche Spaziergang in frischer Luft zum nächsten Kinopalast. Dazu verzichtete er auf einen kleinen Plausch an der Kasse mit seinen Nachbarn. Letztlich ging ihm der erregende Moment verloren für den Augenblick, in dem der Gong ertönte und der Vorhang sich hob.

Disruptive Technologien können also auch Erlebniswerte kosten.

Die jungen Wilden

Bahnbrechende Erfindungen überraschen mitunter die alteingesessenen Marktteilnehmer. Die Beispiele der „Garagenfirmen“ aus dem IT-Sektor zeigen, dass disruptive Technologien durchaus die Abläufe in einem Markt umkehren können.

Es lassen sich zwei grundsätzliche Entwicklungswege solcher Ereignisse beobachten.

  1. Der neue Marktteilnehmer kann zügig Kapital am Markt einsammeln. Er versteht es zudem, rasch die notwendige Markterfahrung zu sammeln. Crowdsourcing Projekte machen in diesem Zusammenhang neugierig. 
  2. Die Neugründungen werden von den etablierten Anbieter übernommen. Die Technologien erden in das bestehende Produktsortiment eingefügt. Die disruptive Technologie geht in den „Mainstream“ über.

Es bleibt interessant zu beobachten, welchen Weg zukünftige Innovationen unter dem Gesichtspunkt nehmen werden. 

„Alternate Takes“ in den Musik- und Filmindustrie

In den frühen Tagen der Musikindustrie wurden die Aufnahmen direkt auf eine Schallplatte übertragen. Der „take“ war endgültig. Mit der Erfindung des Tonbandes ergaben sich Möglichkeiten, die Teilstücke zu schneiden und später nach Belieben zusammenzusetzen. Die Hersteller von Schallplattenaufnahme Systemen hatten in kurzer Zeit ihre Geschäftsbasis verloren.

Man kann sich das Szenario für die heutige Zeit etwa folgendermaßen vorstellen: Forscher entwickeln ein neues Speichermedium, zum Beispiel DNA-Speicher (*).


Welche Branchen würde dieser Umbruch treffen? Alle Hersteller von digitalen Speichermedien wären betroffen sowie weite Teile der Halbleiterindustrie. Möglicherweise könnten sich die Unternehmen mittelfristig anpassen. Andernfalls würden die fallenden Börsenkurse in diesem Segment ein lang anhaltendes Beben an den Kapitalmärkten auslösen. Aktien aus den Bereichen der Biotechnologie würden dagegen sehr stark an Wert gewinnen. Dieser Vorgang würde also ziemliche Kapriolen an den internationalen Börsen heraufrufen.
So könnten disruptive technologische Änderungen in der modernen Wirtschaftswelt wirken.

Industrie 4.0 und Bildung 4.0

Das nächste einschneidende Ereignis steht vor der Tür. In Deutschland nennt es sich „Industrie 4.0“ (*). Roboter werden schweißen, putzen und chauffieren.

 

 

 

Disruptive Technologien der 4. Art werden dem Menschen mehr freie Zeit und hochwertige Arbeitsinhalte bescheren. Als Reaktion bleibt dem unterbeschäftigten Menschen in den Extremen der Weg auf die Parkbank oder in die Bildung. Es entsteht die Chance einer industriellen „Hebammenkultur“ des industriellen Fortschritts. Bildung 4.0. Am besten, man fing gestern gleich damit an …


Die Weber. Personalcomputer. Robonauten

Webmaschinen bedrohten schon früher die Arbeit der Landbevölkerung. Über erste Weberaufstände werden bereits um das Jahr 1370 (*) berichtet

Der Personal Computer hatte ab den 1980er Jahren die Schreibmaschine weitgehend verdrängt

Robonauten sollen in absehbarer Zukunft weitgehend Arbeiten der Astronauten mit-übernehmen. Die Astronauten der Zukunft werden dann eher in einer Art „Leitstand“ die Tätigkeiten der Robonauten im All oder auf Planetenoberflächen steuern. In diesem Bereich der Robotik deutet sich ein offensichtlicher Ansatz von Kooperation zwischen Mensch und neuer Technologie

 

(*) Textquellen:  Wikipedia/ Weberaufstand, /Robonaut

Zwei Roboter sind am Hinterkopf zusammengewachsen. Janus Kopf in der Robotik.
Janus Kopf Robotik

Bildquelle: havefun/ https://www.frage-antwort-storytelling.de/a-z/disruptive-technologien/



Disruptive Geschäftsmodelle

Einzelhändler müssen ihr Geschäft schließen, weil Online Shops ihnen die Kunden wegnehmen.

Online Shops kehren in die Einkaufsstraßen zurück, um ihren Kunden das look-and-feel Erlebnis zurückzugeben.Taxiunternehmen erleben neue Konkurrenten, die die Fahrgäste mit autonomen Systemen an ihr Ziel bringen lassen.

Anleger lassen ihr Kapital von KI-basierten Beratungssystemen verwalten.


Fazit. Dranbleiben.

Natürlich kann heute jeder moderne Mensch eine Fernbedienung handhaben. Die Sache könnte komplizierter werden, wenn die Vision des vernetzten Hauses, des smart home, Gestalt annimmt. Dann muss der User wohl mehr als den Ein-und Ausschaltknopf und die Senderwahl beherrschen. Auch Fahrkartenautomaten können einige Jahre nach ihrer Einführung manchen Reisenden  immer noch vor schier unlösbare Probleme stellen.

Solche Umstellungen können schnell gehen – eben disruptiv. Dann kann der Wandel für die Unterlegenen wie ein Schock wirken.

 

Was kann der Einzelne tun? Wie kann er in einem sich rasant ändernden Umfeld seine Ruhe bewahren? Mitmachen und mitdenken. Anders geht es nicht. Der Wandel könnte etwas mit Evolution zu tun haben. Nur wer sich anpasst, der überlebt …



Schwarzmalen kann jeder. Jetzt kommt eine gute Nachricht. Es gibt jetzt eine Agentur für Sprunginnovation (*). Diese soll neue Ideen mit hohem technologischem Potenzial fördern.

(*) Textquelle: Wikipedia/ Agentur für Sprunginnovation

(*) Textquellen:

Wikipedia/ Disruptive Technologie
 

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Wandel kann auch schockieren